THW Jugend Pfullendorf als Jugendfreundlicher Verein ausgezeichnet

Gruppenbild: Suedkurier

Premiere mit Signalwirkung: Vier Vereine von Pfullendorfer Rathaus als jugendfreundlich zertifiziert

"Jugendfreundlicher Verein" steht auf der Urkunde, die am gestrigen Montag im Pfullendorfer Rathaus verliehen wurde. Bürgermeister Thomas Kugler sieht es als eine Art Qualitätssiegel, an dem Eltern auf den ersten Blick erkennen können, dass Kinder hier gut aufgehoben sind.

Künftig tragen vier Pfullendorfer Vereine die Nachricht in die Welt, dass Prävention auch im Freizeitbereich ein großes Thema ist: der SC Pfullendorf, der Turnverein, die THW-Jugend sowie der Reit- und Fahrverein. Sie sind Leuchttürme, wie Pfullendorfs Bürgermeister Thomas Kugler sie bezeichnete, für einen vernünftigen Umgang mit Alkohol. Und sie sind laut Janine Stark, kommunale Suchtbeauftragte des Landratsamts Sigmaringen, die ersten, die sich als Verein aktiv um Prävention kümmern und zeigen, was richtig ist und was vielleicht nicht so gut ist. Schädliche Rituale sollen künftig hinterfragt werden. Ein Bier als Belohnung für ein gewonnenes Spiel gehört dann der Vergangenheit an.

In den vergangenen 20 Jahren habe sie bei ihrer Arbeit oft gehört, dass Prävention besonders in Schulen ein Thema sein sollte und nicht in der Freizeit, nicht im Verein, so berichtete Janine Stark. Dabei würden Statistiken zeigen, dass Probleme mit Alkohol oder Drogen keineswegs nur Randgruppen beschäftigen – viele Betroffene seien sozial engagiert und angepasst. Pfullendorf sei nun Vorreiter: Erstmals starten vier Vereine im neuen Jahr mit einem Zertifikat. "Die Besonderheit ist, dass alle an einem Strang ziehen", sagte Stark. Prävention sei in Pfullendorf ein Thema aller Fachrichtungen.

"Jugendfreundlicher Verein" steht auf der Urkunde, die am gestrigen Montag im Pfullendorfer Rathaus verliehen wurde. Kugler sieht es als eine Art Qualitätssiegel, an dem Eltern auf den ersten Blick erkennen können, dass Kinder hier gut aufgehoben sind. Umso mehr bedauerte der Bürgermeister, dass in der ersten Runde nur vier Vereine die Formulare für ein Zertifikat ausgefüllt haben – 60 bis 70 Vereine habe man laut Hauptamtsleiter Hans-Jürgen Rupp im Vorfeld angeschrieben, viele würden die Voraussetzungen größtenteils bereits erfüllen. Einige Vereine hätten sich auch bereits an dem Prozess zum Zertifikat beteiligt. Nun hofft er auf Signalwirkung im mehrfachen Sinne: "Warum haben die das und wir nicht?", könnten Jugendliche in Vereinen nun fragen. Vielleicht könne man im nächsten Jahr dann noch mehr Vereine offiziell für jugendfreundlich erklären. Bis dahin sind Schulungen für Vereinsmitglieder geplant. Dabei soll das selbstbewusste Neinsagen trainiert und geübt werden.

"Ich war überrascht, auf wie viel bereits geachtet wird", sagte Stark. Gerda Gebert vom Turnverein berichtet etwa, dass es bei Jugendveranstaltungen noch nie Alkohol gegeben habe. Und wenn Handballer auf einen Sieg anstoßen wollen, dann außerhalb des Spielfelds. Gebert sah das Zertifikat auch als Bestätigung, dass sie auf dem richtigen Weg seien. Ähnlich schilderte es Peter Hofmann vom SC Pfullendorf: Mit dem Jugendkonzept habe man bereits vorgearbeitet. "Bei uns ist es klar verboten, im SCP-Dress Alkohol zu trinken." Auch Eltern würden bei Hallenturnieren keinen Alkohol erhalten. Bei der THW-Jugend hätten die Jugendlichen selbst sich für Prävention ausgesprochen, Alkohol gebe es ohnehin nicht und Raucher würden nun abseits stehen. Und beim Reit- und Fahrverein gab es bei der jüngsten Nikolausfeier beispielsweise nur Punsch. Wie Vorsitzender Thomas Hiestand erklärte, haben auch alle Reitlehrer ein polizeiliches Führungszeugnis - da drei Viertel der Reitschüler weiblich sind, sei das nahezu obligatorisch.

 

Anforderungen für die Siegel als jugendfreundlicher Verein

  • Kriterien: Ein Verein muss sich verpflichten, die verbindlichen Regeln einzuhalten, und Trainer sowie Jugendleiter werden regelmäßig zu Jugendschutz und Suchtprävention geschult – erste geplante Themen sind Grundlagenwissen sowie die Gestaltung von Festen. Außerdem müssen Kooperationsvereinbarungen mit dem Landratsamt eingehalten werden bezüglich des Vorlegens eines Führungszeugnisses. Ein Zertifikat gilt für drei Jahre, Vereine erhalten dafür 200 Euro.
  • Verbindliche Regelungen: Dazu zählen die Einhaltung des Jugendschutzgesetztes, aber auch eine Vorbildfunktion von Trainern, die maßvoll mit Alkohol umgehen sollen. Das günstigste alkoholfreie Getränk darf nicht teurer sein als das günstigste alkoholische Getränk ("Apfelsaftgesetz").
  • Flexible Regelungen: Im Trikot wird kein Alkohol getrunken oder geraucht, grundsätzlich soll auf hochprozentige Getränke verzichtet werden. Tabu ist Alkohol während eines Jugendspiels. Bei Veranstaltungen soll es einen Jugendschutzbeauftragten geben, der auf gesetzliche Bestimmungen achtet. Außerdem sollen Erfahrungen mit der Stadt ausgetauscht werden.
  • Anlass: Ereignisse während der Fasnet waren laut Kugler bereits im Jahr 2010 der Auslöser. Er höre regelmäßig von Grenzüberschreitungen, wichtig sei eine Sensibilisierung. Pfullendorf hat demnach ein kommunales Gesamtkonzept entwickelt, das Schritt für Schritt umgesetzt wird.

Quelle: Suedkurier (https://www.suedkurier.de/region/linzgau-zollern-alb/pfullendorf/Premiere-mit-Signalwirkung-Vier-Vereine-von-Pfullendorfer-Rathaus-als-jugendfreundlich-zertifiziert;art372570,9535821)

Aufgerufen am 14.12.2017


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